Der Schneeberg
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Die Sage vom Schneeberg
(erzählt nach Heilfurth und mündlicher Überlieferung)
"Einst zog ein Jäger aus dem Passeiertal zum Schneeberg, um dort Gämsen zu jagen. Als er in Seemoos, auf einem Felsblock ruhend, die umliegenden Grate nach dem Wild abäugte, sah er am Ufer des stillen Alpsees eine Salige sitzen, angetan mit silberschimmerndem Kleid, so weiß und glänzend wie die umliegenden Firne. Sie winkte den Jäger zu sich und zeigte ihm funkelndes Edelgestein, das in ihrem Schoß lag. All die Schätze wollte sie dem Jäger geben und ihm deren Fund-stelle zeigen, wenn er ihr verspreche, abzulassen von der weiteren Verfolgung des unter ihrem Schutz stehenden Wildes. Sie forderte, dass er seine Armbrust vernichte und schwöre, in Zukunft nicht mehr auf die Jagd zu gehen. Der Jäger zerschmetterte seine Armbrust und leistete den Schwur. Die Salige zeigte sodann dem Jäger in den Felsen Spalten voll edlem Silbererz. Sie drohte ihm aber auch mit schwerer Strafe, wenn er seinen Schwur brechen würde, und ebenso plötzlich war sie dem Auge des Jägers entschwunden. Bald zogen mit dem Jäger Bergknappen auf die unwirtlichen Bergeshöhen. Stollen um Stollen wurden eröffnet, und überall fand sich reiches Erz, das in schwerer Menge zu Tal gebracht wurde. Während der strengen Wintermonate ruhte die Arbeit; sobald aber der Föhn das Eis brach, zogen stets vermehrt Knappenscharen nach dem erzreichen Schneeberg, auf dem bald ein ganzes Dörflein erstand. Der Jäger wurde sehr reich und hatte alles, jedoch in seinen alten Tagen erwachte wieder die Jagdlust in unbezähmbarer Kraft; er verfertigte sich eine neue Armbrust mit starker Sehne und erlegte damit, ohne an den geleisteten Schwur zu denken, an einem Sonntag einen prächtigen Gamsbock. Doch die Strafe folgte sogleich. Ein Felsblock löste sich von der Wand und zermalmte den Frevler unter seinem Sturz. Als aber die Knappen am anderen Tag wieder zur Grube kamen, fanden sie kein Silber, sondern wertloses Blendegestein, das sich nicht schmelzen ließ."
Wagt man sich unter sämtlichen Vorbehalten an die heikle lnterpretation des wahren Kerns dieser Sage, so weist sie jedenfalls in eine Zeit, als lediglich das Silbererz für den Abbau wirtschaftlich interessant und verwertbar war. Um es vorwegzunehmen, es ist die Zeit vor 1450. Im Jahre 1237, als Schneeberger Silber zum ersten Mal als Zahlungsmittel erwähnt wurde, war dieser ausschließliche Silberabbau sicherlich gegeben. Das Ende der Silberblütezeit wird jedoch bereits um das Jahr 1360 vermutet. Auf jeden Fall verlief der Silberabbau am Schneeberg nach anfänglicher Begeisterung nicht sehr zufriedenstellend und es gab bis herauf ins 15. Jahrhundert eine längere Unterbrechung der Bergbautätigkeit, was auch die fehlenden schriftlichen Quellen erklärt.
Wieso das Silber in den Erzadern am Schneeberg plötzlich zurückging, was in der Sage als gerechte Strafe für den gebrochenen Schwur des Jägers erklärt wird, hat jedoch eine handfeste naturwissenschaftliche Erklärung. Das Silber, welches in geringer Beimengung in allen Erzadern am Schneeberg vorhanden ist (durchschnittlich 1 kg pro Tonne), hat sich in den Jahrmillionen durch das Wasser im Berg ausgewaschen und am Ausgang (Ausbiss) der Erzadern angereichert. Wissenschaftler sprechen von der sogenannten Zementation. Dadurch fanden die ersten Knappen am Schneeberg anfänglich überaus reiche vermeintliche Silberadern vor, welche jedoch bereits nach wenigen Metern, oft auch nur Dezimetern, stark verarmten, bis eben das in der Sage genannte wertlose Blendegestein übrig blieb, welches in der damaligen Zeit nicht verwertbar war.